Energiewende – Vor vollendete Tatsachen gestellt: Windkraftanlagen im Wald

Energiewende – Vor vollendete Tatsachen gestellt: Windkraftanlagen im Wald

5. Juli 2023 Aus Von RPM-ADMIN

Die Energiewende auf dem Land – Vor vollendete Tatsachen gestellt wurde kürzlich der Bürgermeister der kleinen badischen Gemeinde Dielheim im Kraichgau.

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Die Lokalpresse, d.h. die Rhein-Neckar-Zeitung (RNZ) berichtet aktuell wie folgt: „Forst BW stellt Dielheim „vor vollendete Tatsachen“ Das Landesunternehmen hat die Ausschreibung für die Windkraftanlagen gestartet. Laufende Planungen der Gemeinde werden dabei ignoriert.““Forst BW stellt Dielheim „vor vollendete Tatsachen“ Das Landesunternehmen hat die Ausschreibung für die Windkraftanlagen gestartet. Laufende Planungen der Gemeinde werden dabei ignoriert.“

Vor vollendete Tatsachen gestellt – Was bedeutet das?

„Fait accompli“ ist eine aus dem Französischen stammende Redewendung. Die im Deutschen verwendete Redewendung bezeichnet einen nicht mehr rückgängig zu machenden Sachverhalt, mit dem jemand vor vollendete Tatsachen gestellt wird.

Künftiger Blick auf Dielheim?
Eine Fotomontage Windkraft in Dielheim, so könnte das aussehen.

Die deutsche Bevölkerung wird vor vollendete Tatsachen gestellt.

Kernkraftwerke wurden nacheinander abgeschaltet, und nicht nur das – vollendete Tatsachen wurden dadurch geschafften, dass man die Reaktoranlagen innerhalb unerwartet kurzer Zeit sogar gleich abriss.

Die Kühltürme der Kernkraftwerke wurden gesprengt. Das AKW-Philippsburg wurde planmäßig nach dem Atomgesetz am Dezember 2019 vollständig abgeschaltet. Der kommerzielle Betrieb wurde am März 1980 aufgenommen und das Kraftwerk bot somit fast 40 Jahre lang eine zuverlässige Stromerzeugung für die Region Rhein-Neckar und einen großen Teil Baden-Württembergs.

Die Sprengung der beiden markanten Kühltürme erfolgte am 14. Mai 2020 frühmorgens um 06:05 Uhr. Nur wenige Eingeweihte wurden über den genauen Zeitpunkt der Sprengung informiert.

AKW-Philippsburg
Blick auf das AKW-Philippsburg vom Standort zwischen Wiesloch-Baiertal und Dielheim

An die beiden Türme in der Ferne hatte man sich in der Region der großen Kreisstadt Wiesloch und seiner Nachbargemeinde Dielheim gewöhnt, man lebte damit. Nun stellt sich die Frage, wie will man in Zukunft leben?

Von den Weinbergen in Dielheim, Wiesloch oder Rauenberg kann man bei optimaler Sicht und gutem Wetter in der Ferne das Großkraftwerk in Mannheim (GKM) sehen. Die Grosskraftwerk Mannheim AG (GKM) betreibt in Mannheim-Neckarau nach eigenen Angaben eines der effizientesten Steinkohlekraftwerke Europas.

Doch wie lange noch? Bundes- und Landesregierung streben die Energiewende an und den Ausstieg aus der Kohleverstromung. Neben Kernkraftwerken sollen auch Kohlekraftwerke bald der Vergangenheit angehören.

Ohne Bürgermeister und Gemeinderat und somit die Bürger selbst einzubeziehen in einen demokratischen Entscheidungsprozess wurde jetzt von Oben bestimmt und die Vermarktung von Staatswaldflächen hat begonnen.

Geplante Windkraftanlagen in Dielheim

Klimaschutz-Sofortprogramm: 500 neue Windkraftanlagen

ForstBW teilt mit: „Die Landesregierung strebt die Umsetzung eines umfassenden Klimaschutz-Sofortprogramms an. Ein wesentliches Element dabei ist eine Vermarktungsoffensive von geeigneten Staatswaldstandorten, die die Voraussetzungen für den Bau von bis zu 500 neuen Windkraftanlagen auf Staatswaldflächen schafft. Dem Staatswald und dessen Vorbildfunktion wird eine herausgehobene Rolle beim Ausbau der Windkraft zugewiesen.“

Doch welche Folgen hat dies auf den Staatswald?

Welche Gefährdungen durch Windenergie bestehen und was sind die Auswirkungen von Windkraftanlagen? Und wie wirkt sich Windenergienutzung auf die Tierwelt aus?

Der NABU äußert sich wie folgt zum Thema: „Das Michael-Otto-Institut im NABU hat eine Studie zu den Auswirkungen regenerativer Energiegewinnung auf die biologische Vielfalt am Beispiel der Vögel und Fledermäuse herausgegeben. Besonders gefährdet sind demnach Greifvögel wie Seeadler und Rotmilan.“

Eine Fotomontage Windkraft in Wiesloch

„Es kommt auf eine vernünftige Risikoabschätzung im Einzelfall an. So sind Windkraftanlagen an Seen, Feuchtgebieten und Wäldern zu vermeiden. Auch sollten wichtige Rastgebiete von Gänsen, Schwänen und Watvögel weiträumig gemieden und Zugkorridore von der Windkraftnutzung freigehalten werden.“ erklärt Dr. Hermann Hötker vom Michael-Otto-Institut im NABU.

Einige Impressionen aus Dielheim und dem Kraichgau:

Aus fragdenstaat.de entnommene Zitate:

Welche positiven Auswirkungen sind durch die Installation und den Betrieb von Windkraftanlagen auf Flora und Fauna festzustellen?

Antwort des BMU: „Der Betrieb von Windkraftanlagen hat das Ziel, Strom zu erzeugen und einen Beitrag für eine erneuerbare Energieversorgung zu leisten und damit primär zu globalen und nationalen Klimaschutzzielen beizutragen. Klimaschutz ist ein essenzielles Element zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen. Die biologische Vielfalt und das Klima sind eng miteinander verbunden und beeinflussen einander gegenseitig. Der gegenwärtige und zukünftige Klimawandel stellt eine der größten Bedrohungen für die Vielfalt des Lebens auf der Erde dar. (weitere Informationen siehe https://www.bfn.de/themen/klimawandel… ) Der Ausbau der Windenergie als Teil der Energiewende ermöglicht den Ausstieg aus der Stromerzeugung in Atom- und Kohlekraftwerken. Durch den Rückbau von Kraftwerken und die Beendigung des Abbaus fossiler Energieträger kommt es zu deutlichen Entlastungen von Flora und Fauna, beispielsweise durch den verminderten Eintrag von Luftschadstoffen. Im Rahmen des Monitoring-Prozesses „Energie der Zukunft“ evaluiert die Bundesregierung unter anderem die Auswirkungen der Energiewende auf die Umwelt also auch auf Flora und Fauna (https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publ…). Darüber hinaus liegen BMU keine Untersuchungen bzw. Datengrundlagen zu direkten positiven Auswirkungen durch die Installation und den Betrieb von Windkraftanlagen auf Flora und Fauna vor.“

Welche Tier- und Pflanzenarten profitieren von Windkraftanlagen?

Darauf antwortet das zuständige Bundesministerium wie folgt: „BMU liegen keine Untersuchungen oder Daten zu direkten positiven Auswirkungen durch die Installation und den Betrieb von Windkraftanlagen auf Tier- und Pflanzenarten vor. Von der Entlastung durch den Atom- und Kohleausstieg profitiert nicht nur die menschliche Gesundheit, sondern auch viele Tier- und Pflanzenarten.“

Sind weitere Umweltaspekte bekannt, welche sich lokal durch die Windkraftnutzung verbessert haben?

„Durch den Ausbau der Windenergie kommt es überall dort lokal zu Entlastungen und damit Verbesserungen einer Reihe von Umweltaspekten, wo der Abbau und die Verbrennung fossiler Energieträger eingestellt werden (vgl. Monitoringberichte „Energie der Zukunft“). Im Zusammenhang mit Windenergienutzung wird teilweise von lokalen Temperaturerhöhungen, aber auch Temperaturabsenkungen als lokale Phänomene berichtet. Inwieweit diese, zum Teil statistisch nicht signifikante, nur sehr geringe Erwärmungs- und Abkühlungseffekte an Windenergieanlagen positiv oder negativ einzuschätzen sind, kann nicht bewertet werden. Eine Studie (Kaffine (2019) -Link zur Studie: https://www.sciencedirect.com/science… ) berichtet beispielsweise in diesem Zusammenhang mit mikroklimatischen Effekten als einen positiven Effekt, dass der Ertrag landwirtschaftlicher Kulturen im Umfeld von Windenergieanlagen (USA) um etwa 1 % steigt.“

Geplante Windkraftanlagen in Baden-Württemberg

Aktuelle sind 9 Angebotsverfahren für Windenenergiestandorte ausgeschrieben in Baden-Württemberg. Nachfolgend eine Übersicht der aktuell ausgeschriebenen Standorte (Angebotsverfahren Nr. 01/2023)

Nr.NameForstBW- Angebots-ID-NrGröße der Potenzialfläche
(ca. Hektar)
Gemeinde-
Gebiet(e)
Zuständiger Forstbezirk (Nr.)
(Tel.Nr./Mail)
1Oberreichenbach-Schömberg2023-05-910-01390 haOberreichenbach, Schömberg, Bad LiebenzellNordschwarzwald (910) 07051-7943929 nordschwarzwald(at)forstbw.de
2Oberreichenbach2023-05-910-02310 haOberreichenbachNordschwarzwald (910) 07051-7943929 nordschwarzwald(at)forstbw.de
3Schöllkopf2023-05-910-03300 haBad Wildbad, EnzklösterleNordschwarzwald (910) 07051-7943929 nordschwarzwald(at)forstbw.de
4Bad Rappenau2023-05-902-0424 haBad RappenauOdenwald (902) 06262-9294913 odenwald(at)forstbw.de
5Dielheim2023-05-902-0570 haDielheimOdenwald (902) 06262-9294913 odenwald(at)forstbw.de
6Adelmannsfelden-Abtsgmünd2023-05-906-06230 ha VorrangflächeAdelmannsfelden, AbtsgmündVirngrund (906) 07961-9644909 virngrund(at)forstbw.de
7Heidelberg-Lammerskopf (Los 1)2023-05-902-07110 haHeidelberg, SchönauOdenwald (902) 06262-9294913 odenwald(at)forstbw.de
8Heidelberg-Schönau (Los 2)2023-05-902-08480 haHeidelberg, SchönauOdenwald (902) 06262-9294913 odenwald(at)forstbw.de
9Bad Wildbad2023-05-910-911-09975 haBad Wildbad, Höfen an der Enz, Bad LiebenzellNordschwarzwald (910)07051-7943929 nordschwarzwald(at)forstbw.de
Westlicher Schwarzwald (911)070835084908
westlicher-schwarzwald(at)forstbw.de

Das Angebotsverfahren endet am 19. Juli 2023.

Quellen und weiterführende Informationen:

RNZ-Artikel: Windkraft Forst-BW stellt Dielheim vor vollendete Tatsachen

Forst-BW: Windkraftanlagen im Wald – aktuelles Angebotsverfahren für Windenergieflächen

NABU: Auswirkungen von Windkraftanlagen

Fragdenstaat.de: https://fragdenstaat.de/a/227943

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  • Pressearbeit